22. Conergy Marathon Hamburg 2007

 29.April

 

Hamburg zum Dritten

Eigentlich wollte ich 2007 woanders laufen. Geliebäugelt haben wir mit Wien, aber da das mit den Flügen dann doch nicht so hinkam und Carsten schon in Hamburg gemeldet war, haben Ralf und ich uns nach dem Silvesterlauf kurz entschlossen zum Dritten mal beim Hamburg Marathon teilzunehmen.

Pech in der Vorbereitung - Zehbruch

Leider stand für mich die 12-wöchige Vorbereitung unter keinem so guten Stern. Am Samstag den 10.03 habe ich mir den kl. Zeh gebrochen.
Abends sind wir dann in der Unfallstation gewesen, weil die Schmerzen einfach unerträglich waren. Nach dem Röntgen stand die Diagnose fest: Gebrochen, Laufverbot –  Nix mit Marathon.
Völlig aufgelöst und unter Tränen am Jammern, musste ich diese Botschaft erst mal verdauen.
Doch wollte ich mich damit einfach nicht abfinden. Es muss doch möglich sein trotzdem irgendwie noch in Hamburg an den Start zu gehen.
Auch mein Hausarzt verbot mir das Laufen und da die Schmerzen ziemlich schlimm waren, hatte ich kaum noch Hoffnung.

Mein Sportarzt Michael K. (endlich von Fortbildung zurück) meinte ganz locker: „Klar kannst du laufen“. Nach seiner Meinung kann man „Nichts kaputt machen“  Natürlich hatte ich gehofft, ja sogar erwartet, das er genau das sagt. – Für mich stand dann nur noch die Frage im Raum: WIE laufen, wenn´s doch so weh tut?

Nach vielem rumgehumpel, Schieflagen Läufen, Blasen am Fuß, Frustration und kläglichen Bemühungen auf Cardio-Geräten in schrecklichen Fitness Studios, wurde es langsam besser.
Nach gut 3 Wochen hab ich mich eisern aber ganz locker.. auf eine 24 km Laufrunde begeben. Alles nicht zu weit weg, von zu Haus, damit ich im Notfall abbrechen kann.
Es war zwar noch schmerzhaft, aber ich hab´s irgendwie doch geschafft und war danach super glücklich. Dieser Lauf war wichtig, um die Vorbereitung noch zu retten.
Auch die 30km und den 33km in den folgenden Wochen habe ich noch recht gut hinbekommen. Die Schmerzen ließen langsam nach.

Der 29. April kann kommen.

Samstag Anreisetag

Mit Mareile und Carsten sind wir dann am Samstag angereist. Carsten und Ralf waren so gut im Training unterwegs gewesen, das Beide unter 4 Std. laufen wollten. Ich dagegen war etwas ängstlich, ob meine Form wirklich gut genug ist. Vorm Marathon fühle ich mich immer total ausgelaugt, müde und alles tut auf einmal weh.

Fahrt direkt zur Marathon Messe um die Startunterlagen abholen.


Mareile, Ralf, Carsten

 


Messegelände: Carsten, Gabriela, Ralf

Typisch Läufer.. erstmal eine Bananen Spur hinterlassen.

 


am Messestand: Carsten, Ralf, ich, Uwe

Auf der Messe haben wir noch kurz Uwe von unserem Team laufen-os.de getroffen, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Diesmal haben wir die Pasta-Party ausfallen lassen und sind direkt zum Hotel gefahren. Übernachtet haben wir in der  "Motel One" Kette, Kieler Str. (Kein Service – dafür Design) Uns hat´s gut gefallen und ein Late-Out-Check war auch ohne Zusatzkosten möglich.
Gegen 18 Uhr lecker Abendessen beim  Italiener – danach beim wohl dreckigsten Penny Markt in ganz Hamburg noch Süßes für die Nerven eingekauft.
Im Motel wurden dann rituell die Sachen für den Tag X vorbereitet.
Geschlafen habe ich wie immer vorm Marathon recht gut, bin jedoch wieder um 5 Uhr aufgewacht und hab den Rest der Zeit gedöst.
 

   ... passender Nagellack zum Outfit - orange/schwarz
 

  Nach dem Motto:
Wenn schon nicht schnell, dann wenigstens gut aussehen ;-)

 

TAG X 

Um 7:30 Uhr treffen im Hotel Flur


Wie fühlst du dich? - Standart-Antwort von Gabriela: "Mir ist schlecht."
 

 – Fahrt mit der S-Bahn zum Messegelände. Das Wetter ist wie erwartet super sonnig und der Wind richtig kalt.
Ein Glück, wir hatten schon mit Hitze gerechnet.

Am Messegelände angekommen ging dann auch alles ganz schnell. Kleider-Beutel abgeben, noch fix eine Banane reingezogen, Dixie-Klo Beschauung und schon ging´s ab in unseren zugeteilten Startblock H.

Noch ein paar Minuten bis zum Startschuss – Stimmung machen – rumhüpfen. – elegantes Hüftenschwingen nach der Musik..   und ich kann es mal wieder nicht glauben, das ich hier stehe, um mir das Elend: 42,195 km antun will.

Startschuss – um 9:10 Uhr starten unser Block... und schnell sind wir über die Startmatte ...

Locker geht´s los. Diesmal weniger Gedränge. Im lockeren 6er Schnitt laufen Carsten und ich los. Ralf verlieren wir schnell aus den Augen.
Geplant ist, das wir bis zu den Landungsbrücken zusammen bleiben, und Carsten dann versucht schneller zu laufen. Ist mir ganz recht. So richtig Bock auf schnell laufen hab ich nicht. Ich will mal locker gucken, was heute drin ist.


Laufstrecke bei strahlend blauem Himmel


Schnell merke ich, das ich gar nicht richtig Lust habe heute bei dem tollen Wetter und den tollen Zuschauern zu laufen. Irgendwie ist mit langweilig so alleine. Am Straußenrand ist dann auch immer so das Gleiche zu sehen wie jedes Jahr ... *gähn

Irgendwo hier bei den Landungsbrücken muss doch Mareile mit ihrer Freundin stehen. Such such such...  nichts entdeckt. Typisch, da steht schon mal jemand an der Strecke, der ein Schild für uns hochhält, und ich seh nix.


Unser Fan Mareile an der Strecke
 

Weiter...

Oh!, erst 12 km gelaufen.... und immer noch bin ich nicht wirklich warm gelaufen. Das kann ja lustig werden. Und die Beine fühlen sich auch schon etwas schwer an. Müsste ich nicht super fit sein? Also bei den Trainingsläufen in GM-Hütte fühlte ich mich besser.


bei den Landungsbrücken


Weiter... weiter.... weiter

          

Also irgendwie wird´s ja langweilig... *stöhn.. ich lauf und lauf... und die km lassen auf sich warten. Ein Blick auf die Uhr – alles im Rahmen aber irgendwie fehlt der Kick.
Wann ist denn endlich die Halbmarathon-Marke..???  - Das Publikum ist klasse, aber so richtig kann ich mich heute nicht begeistern.

KM-Schild um Km-Schild gehen dahin.. dann endlich die Halbmarathon Marke .. ich liege super in der Zeit und kann mich endlich etwas freuen.. alles ok!.. Magen ok, mir ist nicht zu heiß, im Gegenteil, bei den schattigen Stellen fröstle ich leicht bei dem kalten Wind. Aber perfektes Laufwetter.

Piep.. piep... piiiiepp.. piiieep.. piiieep.... Ich liebe dieses Zeitmatten Gepiepse... Das hat was!

Ok, dann mal weiter... ist ja noch hin bis zum Ziel.

Ein paar kleinere Dinge passieren dann noch so am Rande der Laufstrecke, die mich zum Lächeln bringen... aber sonst ist es einfach langweilig. Kein Wunder, das so viele mit mp3-Player laufen, und ich habe mal gesagt, das würde ich nie machen, damit man ja die tolle Stimmung nicht verpasst

Bei ca. KM 22 wird´s dann doch noch "spannend" für mich:

Ab jetzt heißt es: Schmerzbewältigung, damit kann man sich auch nett beschäftigen.

So ein Obergau!! Da quält man sich wochenlang mit dem gebrochenen Zeh herum, und jetzt bekomme ich Knieschmerzen vom Feinsten... ahrr!!!

Ab jetzt ist nur noch richtig Mist. Zwangsgehpausen sind angesagt. Wie schrecklich! Ich bin so gut unterwegs.. Beine sind ok, genug Kondition ist vorhanden.. und dann sowas.
Naja, sag ich mir, hast ja eh kein Bock, dann kannst ja auch mal ein Stückchen spazieren gehen. Ist mir jetzt auch egal, was für ne Zeit ich laufe. Bestzeit ist jetzt eh nicht mehr drin.

Zu blöd, das es noch so weit zum Ziel ist. Mhh! – Ohne Laufen komm ich hier nun aber gar nicht von der Stelle.

Nein, ich kann doch nicht km-weit nur GEHEN???

Aber es hilft nix. Die Gehpausen lindern etwas den Schmerz.... Also: Gehen.... Laufen..... Gehen..... Laufen.. Ah, es wird besser... nein, doch nicht... ah, jetzt nur noch das rechte Knie... .. na immerhin ein Lichtblick! .... Gehen... Laufen.

Wie blöd nur so zu Gehen. Komm mir richtig dämlich vor, die Zuschauer denken bestimmt, die war Trainingsfaul oder hat keine Ahnung. – Also frage ich die Zuschauer spontan, wer mir denn mal kurzfristig seine Knie ausleiht?

Wenn ich hier schon rumschlurfe, dann will ich wenigsten meinen Spaß mit den Zuschauern. Ein freundlicher Läufer bietet mir seine Knie an, meint aber auch gleich, die wären nicht viel bessern. :-))

Weiter.. weiter.... ah.. schön, wieder eine Verpflegungsstation in Sicht.. Prima!!..  dann kann ich ja wieder etwas Gehen.

Teilweise hab ich´s dann mit Humpeln versucht.. sah aber auch irgendwie scheiße aus!
Nun ja.. zum Glück war ich in den Laufphasen so fix unterwegs, das ich nicht wirklich richtig viel Zeit verloren habe. Ein kleiner Trost vielleicht doch noch eine gute Zeit zu laufen. Die Bestzeit war ja sowieso nur ein bescheidener Wunsch gewesen.

*boooh!!!.. also die KM wollen nicht wirklich weniger werden. Und mir ist immer noch Langweilig. Hat man schon zuviel Routine?  Laufen macht doch Spaß!

Das sieht ja mal locker aus :-)

Weil ich so mit meinen Anti-Marathon-Gedanken und den Schmerzen beschäftig war und nur noch stumpf gelaufen bin.. hab ich Dussel dann bei KM 35 nicht auf Mareile geachtet. Ich wollte mir doch die organisierte Cola abholen. Den alles versprechenden Super-Turbo- Power-Drink für die letzten Kilometerchen.
 


 ... ich verpasse das geniale Schild

 


Gabriela bei KM 35 mit dem Schmerz beschäftigt
 

Als es mir einfiel, war schon KM-Schild 37... ups.. !! .. na ja, immerhin hab ich 2 km verträumt. Haha!

Später erzählt mir Mareile, das sie und Ulrike mich regelrecht angeschrieen hätten, ich aber stumpf nichts gemerkt habe. Vielleicht hätte man besser den Nachnamen rufen sollen, da die Vornamen auf den Start-Nr. gedruckt standen, wurde häufiger mein Name gerufen.

Na, jetzt ist ja auch nicht mehr so weit.. das kann man dann auch noch rumkriegen. Hey, du läufst hier Marathon, und das tut dann schon mal etwas weh!
Gehen... Laufen.. Trinken ... fieses Gel runterwürgen... auf die Uhr gucken ... Laufen... Laufen....Ich will nicht mehr!..  ahh!!.. da vorne endlich KM 39 – na, das ist doch mal ne schöne Zahl. Jetzt kann ich auch durchlaufen.


Noch 2 km bis zum Ziel und wen sehe ich vor mir laufen? – Da ist ja Carsten – er hat bestimmt Probleme bekommen, sonst wäre er doch schon durch?
Ich versuche ihn beim Überholen noch mitzuziehen, aber leider geht bei ihm nichts mehr. Ich ruf ihm noch schnell zu: Scheiß Knie, und er raunt was von Seitenstichen. Kurz überlege ich noch mit Carsten zusammen ins Ziel zu laufen...

... kann es mir aber nicht nehmen lassen die letzten 2 km ins Ziel noch richtig (Wut)-Power zu geben, und renne wie ne Irre.

Jetzt alles geben.. noch  200 m .. Ich singe laut mit....klatsche in die Hände.. und mein Grinsen verschwindet nicht mehr aus meinem Gesicht.

    Zieleinlauf             
 

Das ist der Moment, der alles vergessen läst. Ich bin High. – Lauf über die Zeitmatte... piiiieeep!!!

4:16:55 Std.

Der Zieleinlauf.. die Erlösung... die Freunde, es wieder geschafft zu haben. Hammer!!!

Trotzt dem ganzen rumgelatsche bin ich nur 3 Minuten langsamer, als letztes Jahr gewesen. *freu
Die Freudentränen bleiben zwar diesmal aus, aber die Medaille um den Hals macht einen dann doch Stolz.

Ich freue mich riesig...  42,195 km gelaufen zu sein ist ja dann doch irgendwie echt cool !!!

Etwas später kommt Carsten ins Ziel. Ihm ist anzusehen, das er sehr enttäuscht ist. Es tut mir sehr leid für ihn, war er doch bei den Trainingsläufen so gut drauf.
Auch Ralf berichtet später, nicht den richtigen Biss gehabt zu haben, und leider nur 4:02 Std.  gelaufen ist.

 


Finisher  Ralf, Gabriela + Carsten
 

Abspann:

Hätte, wäre, wenn !!! 
... ja ja, hinterher ist man immer schlauer, und jeder Marathon ist halt anders und hat seine eigenen Gesetze. Punkt Aus! Nicht ärgern!

Später treffen wir am vereinbartem Meeting Point dann Mareile und Ulrike. Es wird über das Erlebte berichtet und jeder verarbeitet in diesem Moment seine Gefühle anders. Von Freunde bis Enttäuschung.

Mareile überreicht mir dann noch ein paar Squeezy, die sie beim Start aufgesammelt hat. (Läufer verlieren ja immer ihre Wegzehrung auf der Strecke.)
Ich grinse, und finde es klasse. Ganz wie die Mutter für ihre Kinder Bon Bon sammelt hat Mareile für "ihre" Läufer die Power-Gel´s eingesackt. Ich muss lachen. Prima!, aber jetzt muss ich wohl doch noch einen Marathon laufen.. haha!

Nach der Dusche im Hotel haben wir auf der Rückfahrt noch einen Zwischenstopp zum Essen eingelegt. Eine Pizzeria musste herhalten. Jetzt wollten die Läufer was traditionell "Schmieriges" essen. Endlich wieder sündigen.
Carsten hat für den Abend schon ne ganze Tüte Chips eingeplant und ich mein Bierchen für den nächsten Tag.
 

Fazit:

Ralf: "Also ich muss das nicht mehr haben. Ist ja auch immer das Gleiche, und irgendwie fehlt mir der Kick."

Gabriela: "Ich fand´s diesmal ganz schön langweilig, man kann auch mal ein Jahr aussetzten und was anderes laufen."

Ralf: "Mein Reden."

...  5 Std. später

Ralf: "Ob man in 3 Wochen (Superkompensation!?) wieder einen Marathon laufen kann? – Also in Wilhelmshaven findet am 20. Mai der Gorch-Fock-Marathon statt."

Gabriela: "Meine Knie sind zwar ziemlich im Arsch.. aber den Halben laufe ich natürlich mit. Ich brauch auf dieser Distanz noch eine neue Bestzeit."

 

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Ralf in Aktion

               


sehr cool !!!
Wenn ich mir jedoch das Fotos von Ralf´s Zieleinlauf anschaue... na, da war doch noch genug Power drin. :-)
 

 

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© by Gabriela Brockmeyer